es begub sich an einem regnerischen tage, dass ich fuer das zweitaktlose fahrgeraet klammerauf vespa komma Sie wissen schon klammerzu dero teilchen brauchte. die gute gurke ward leit laengerem aus ungeklaerter ursache undicht, und zog nicht recht, und sprotzte gar sehr, und zwar kraftstoff unter die schwungscheibe. hallo, denken Sie zurecht, dort soll es trocken sein, wenn schon sonst nirgends, und wahrlich: Sie haben recht.
so baute ich den motor aus, zeriss die gehaeusehaelften und schraubte und putzte, und ging alsbald hin, um lager und dichtungen zu kaufen, zum mir vertrautesten aller vespa-dealer, dem sogenannten Kudlicka und Radakovics, kurz KURA. so genannt wird er deshalb, weil er schlicht so heisst, passt also gut.
deren niederlassung befindet sich im 15. wiener gemeindebezirk, in der oesterleingasse, nummero egal. ja warum egal. na weil dort meines wissens eh nichts anderes als der KURA wichtig, sichtbar und vorhanden ist. das ambiente passt wie kein anderes ins bild: von der auesseren mariahilfer strasse biegt man direkt an einer strassenbahnhaltestelle rechts ab, hallo, rechts rauf, denn die schmale, hohlwegartige, etwa 98 autoprozent-breite gasse steigt ganz schoen an. kopfsteinpflaster, holper holper, hijaah, da muss das schwaechliche rollerchen ganz schoen ruppeln und aufwaerts streben. die engen haeuserschluchten verstaerken das zweitaktgenatter, und so wuchtet man sich auf den staender, direkt vorm lokal, laessig, laessig. man kann auch mit dem vierrad hin – zb wenn das rollerli krankt, und wenn man mutig ist, und sich nicht scheut, quer ueber den gehsteig zu parken, jeglicher strassenverkehrsordnung zum trutze.
seit ich KURA kenne, und das sind auch schon an die 15 jahre – meingottwiediezeitvergeht – hat sich am eigentlichen verkaufslokal nicht enorm viel veraendert, in den auslagen wird derlei tuning- und chromgesocks feilgeboten, die grossen fenster bieten aber vor allem eines: uneingeschraenkten blick ins lokal. dort stehen zu linker und rechter hand allerlei roller, vorwiegend vespas, in unterschiedlichem zustand. welche davon grade in reparatur, oder zum verkauf stehen erfaehrt man auf nachfrage.
dann gibt es noch ‘die budel’, dem verkaufspult, das als eine art altar dient, wo eintreffende buesser ihre defektiven teile ausbreiten, um sie dem gott des neukaufes zum opfer darzubieten. vielleicht auch den goettern der reparatur, was ist schon wirklich endgueltig tot – jedenfalls wird hier beaeugt, was wieder gut werden soll. selbstverstaendlich wandern hier auch in entgegengesetzter richtung die ungewohnt-sauberen shiny-shiny neuteile ueber den tresen, die man als oelgewohnter zangelnder in stiller ehrfurcht mit spitzem finger entgegennimmt.
neben dem verkaufslokal muss noch ein lager sein, wo der meister oftmals verschwindet, wenn im lokal was fehlt. gegenueber des lokals, auf der anderen strassenseite, wurden im hof eines abgerissenen altbaus die reparatur-werkstaetten eingerichtet, im hof stehen kranke und lahme, frisch glaenzende und stolze.
der meister selbst ist ein kleiner mann von grimmigem blick. sind seine eventuell mal rot gewesenen haare noch vorhanden, widersetzen sie sich ihrer baendigung, und stehen eher unwirsch vom haupte ab. er traegt traditionell im lokal einen blauen arbeitsmantel, legt diesen aber auch mal ab, wenn es zum mittagessen geht. er spricht eine mischung aus deutsch, italienisch und etwas, das sich nicht italienisch anhoert, und sich nicht nach deutsch anhoert, es koennte etwas serbisches, etwas kroatisches, oder eine mischung aus alledem sein.
der alte meister ist mal gut, mal wirklich schlecht aufgelegt. und je nachdem hat man spass und glueck (“nimmst du lieber zwei! dann kosts das doppelte!”) oder wird eben angeschnautzt wie ein dummer junger junge. nach aussenhin sieht es aber aus, als waere er eher wirklich immer sehr schlecht aufgelegt, und aergere sich jeden tag ueber die kundschaft, die erzeugnisse der firma piaggio im allgemeinen, und die sonne, den mond, die erde und ihre ekliptik im besonderen. regenwetter aergert ihn auch ganz schoen, da kommen weniger kunden.
ich trat also an den altar, und klagte mein leid. diese leichte, aber doch wahrnehmbare schramme da an der einen dichtflaeche der kurbelwelle, frug ich, ist die lethal? ist die der grund fuer meine undichtheit? nein sagt er, nachdem er mir das teil auf seine freundlich brutale art entrissen und argwoehnisch, aber einige zeit mit zugekniffenen augen gruendlich beaeugt hat, das ist egal, der simmering liegt ohnehin an einer anderen stelle auf, das stoere nicht.
aber das lager, das koenne man erneuern, wenn man schon dabei sei. (…)
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