frau schwester und herr gabriel neckten mich, da ich ob meiner anscheinend ueber das normale und gesetzlich erlaubte mass an aklimatisierungsdauer hinaus verweile, und nicht instantan ins wasser hineinsprang – oder eher watete, weil nicht gar so tief am rand.
das ist ja so eine sache, die sich auch irgendwie zu verselbstaendigen droht.
ich, meeresmoeger, ja sogar meereslieber, und, wie man so sagt, wassermann, achte und schaetze das grosse feucht, behandle es mit freundschaftlichem respekt, und werfe mich, seiner ansichtig, nicht augenblicklich in die fluten, sondern dampfe erst mal gruendlich in nicht-badehose und tshirt vor mich hin. warte erst mal ab.
sehe mich um.
rauche eins, zwei, viele zigaretten.
muss mich da erstmal reindenken.
aber gut.
dann wird gewitzelt und bezweifelt, dass ich es ganz sicher und bestimmt, da kann man drauf wetten, innerhalb einer woche ganz und garnicht ins wasser schaffen werde, und das nervt und interessanterweise loest das einen reziproken trotzzustand aus, der sich nicht, wie man annehmen koennte in ein sofortiges “na aber jetzt aber! und das haettest jetzt nicht erwartet, plantsch, schau.” kulminiert, sondern eher ins gegenteil kippt, naemlich in ein “ich hab genau gewusst dass sowas jetzt kommen muss und jetzt also in dieser minute oder viertel- oder halben- oder -stunde aber sicher ganz bestimmt nicht, gewinne doch wetten wer will.”
dennoch.
war drin.
im salz.
gut wars.
so drumrum wasser undso.
also bis zum kopf, zur nase, und zeitweis auch drueber hinaus, die nagelneuen schalen mit haftung und uv-getoenten goggles machten es moeglich.
die jahrealten flossen hab ich mir ebenfalls ans gebein gefroscht, und damit seit ewig nicht mehr gewohnte bewegungen ausgefuehrt, die dem vor- und rueckwaertsantrieb einer quasi-horizontalen aquatischen fortbewegung dienten.
von minimalen krebschen, einer flunder und possierlichen fischchen wurde mir nur erzaehlt, selbst gesehen hab ich die nicht.
viele verhaltenweisen von menschen am meer kann ich dennoch nicht vollstaendig nachvollziehen.
da stehen so exemplare bis zu den knien im wasser, um sich einen ball zuzuwerfen. spannend!
dieser variiert in groesse und form, manchmal – bei den kleineren – werden hilfmittel wie tennis-schlaegerartige gebilde zuhilfe genommen, das prinzip ist aber das gleiche. es gibt kein tor oder ziel, die genugtuung der spieler scheint zum teil im erfolgreichen fangen oder treffen des balles, oder aber im mit-wassser-bespritzen des mitspielers zu suchen zu sein.
doch die genugtuung hat ihre grenzen, und so vermeint man in gestik und haptik durchaus nach geringer zeit eine gewisse lustlosigkeit zu erkennen. oder langeweile.
“jetzt haben wir dem netten kiosk-mann doch diesen lustigen kugelrunden ball schon fuer gutes geld abgekauft, und er ist auch noch gelb, jetzt tun wir eben auch damit rum.”
andere hagere gestalten stehen bis zum gesitz im wasser, durchkaemmen mit fingern und haenden das wasser vor und hinter sich. gut und verstaendlich, wenn man von drau-ssen hi-nein geht, als art zwischenloesung, mal temperatur checken, mal feuchtigkeit checken, passt. jetzt schwimmen. nö. nicht schwimmen. weiter stehen.
einfach wirklich lange weiter stehen, wedeln. gut.
vielleicht ist ihnen nur unten warm, oben aber kuehl. vielleicht wollen sie ihre frisuren schuetzen, und denken dass erst ein etwa anderthalb meter langer sicherheitsabstand in vertikaler richtung grade mal so ausreichen, um wirklich keinen einzigen tropfen an das kunstwerk am kopf dringen zu lassen.
oder sie denken sich etwas in der art “wenn ich schon das wasser meine haut schrumplig machen lasse, dann aber nur bis zum podex, denn bis dorthin ist abends in der taverne der tisch, nur oben ist wichtig.” ich weiss ja nicht.
bikinis. bikinis sind gar nicht sooo gut. ja, ich finde badeanzuege, also richtig stoff von oben bis unten durchaus besser. das muss auch mal gesagt sein. badeanzuege gibt es hier defakto nicht.
und dieses geschmiere.
da krieg ich ja soo einen hals. das kann ich gar nicht ab, ey. das geht, wie der ::: sagen wuerde “echt gar ned.”
verstehen Sie mich nicht falsch, ich leugne nicht ozonloch und ultraviolett ansich, ich habe nur eine tief verwurzelte abneigung gegen das auftragen seltsam duftender substanzen in unterschiedlichen konsistenzen auf nackte haut. das mag der dermis helfen, aber ich bin nicht nur dermis, verzeihung. das beisst in die nase, das pickt und klebt, und bildet mit dem sowieso austretenden schweiss ein gar fuerchterlich amalgam, das kann ich gar nicht haben. und dann ist das trotz mehrheitlich versprochener resistenz gegen wasser, abrieb und alterung trotz-dem UEBERALL. im tshirt, im handtuch, an der kamera, der brille, dem hendidisplay
vielleicht wennschon fettich, dann mal schoen zwo zentimeter schweineschmalz mit dem buttermesser vollflaechig auftragen, oder kurz in einen bottich olivenoel tauchen, aber bitte nicht dieses kosmetische zeuch. meine haut fuehlt sich “ohne alles” viel besser, ganz bestimmt.
nebenbei aergert mich auch masslos, dass ich den zeitpunkt ue-ber-haupt nicht mitbekommen habe, wo die schutzfaktor-formel irgendwann nicht mehr von “1 bis 6 oder vielleicht 8” reichte, wobei “8” mehr als witz der industrie, und eher fuer wirklich bleiche gestalten gedacht war, die nicht unbeschadet an einer 60 watt gluebirn’, geschweigedenn an einem xenon-scheinwerfer vorbeigehen koennen. und irgendwann, fuer mich vollkommen unvorbereitet, gab es da ploetzlich zweistellige (!) zahlen von 10 bis gefuehlt unendlich oderso. ja was.
nach alter waehrung muesste das ausreichen um durchschnittskoerper veritabel zu mumifizieren, das kann aber wohl nicht so stimmen.
aber wie rechnet man das nun um, hae? wo ist der handliche pockettranslator mit sprachausgabe fuer menschen, die erstmals in den fruehen 80ern schmierten, und jetzt schmiertechnisch nicht mehr ein- oder aus wissen?
drum, ja drum achte ich nun heute abend auch peinlich genau darauf, keine hektischen, unueberlegten bewegungen durchzufuehren, nirgendwo anzustossen, schoen still zu liegen. und bin schmerzerfuellt und krebsrot.