heute wieder mal leberknoedelsuppe bei omi gegessen. die ja – also die knoedel – ganz im gegensatz zu leberkaese, durchaus ueblicherweise leber enthalten.
die leberknoedelsuppe von grossmuttern ihrerseits ist eigentlich eine vollstaendige mahlzeit ™ fuer sich.
warme suppe, gut fuer den magen, dazu ziegelsteinschwere einlage, das kann schon was. wird aber dennoch meist durch etwas noch viel ueppigeres, fettigeres ergaenzt, was dann hauptspeise heisst und eigentlich ‘wochenverpflegung fuer zwoelf hart arbeitende koehler’ meint.
leber- oder fleischkaese hoechstselbst, seinerseits, ist ja ein mir meist aeusserst gefaelliges nahrungsmittel. ungesund, selbstvermutlich, aber wohlschmeckend, nahrhaft und billig. letzteres zumindest, wenn man von den heute erhaeltlichen edel-sorten mal absieht.
leberkaese begegnet mir durchaus regelmaessig, und doch ab und an nicht haeufig genug. imaginieren Sie folgende situation: sie leiden unter erfreuen sich der sogenannten graveyard-schicht, schon wieder ™, das heisst Sie arbeiten von etwa 2100 uhr bis etwa 0700 uhr morgens. das sind schon einige stunden, die die koerperlichen einrichtungen zum verdauen verwenden. dann ham Sie des morgens einen huebschen heisshunger, den es zu befriedigen gilt. nicht immer kann ein solcher frueh-hunger durch frische backwaren besaenftigt werden, dann muss deftigeres her, zum beispiel traditionelles fastfood in gestalt einer schoenen leberkaesesemmel.
allein! das ist oft gar nicht einfach, so um sieben uhr morgens!
wenn mensch sich nicht gluecklich schaetzt, eine 24/7 betriebene tankstelle zu kennen – die ansich noch nicht einmal fuer leberkaeseverfuegbarkeit buergt – irrt man erst mal zum baecker, und wird dort zwar eines ganz adrett wirkenden, im leberkaesebraeter huebsch beleuchteten leberkaeseziegels ansichtig, gleichzeitig aber auch grob enttaeuscht, denn die backwarenfachverkaufskraft weigert sich, diesen eben leider noch nur halbwarmen leberkaese herauszuruecken, das widerspraeche ihem backwarenfachverstaendnis, sie habe ihm naemlich gerade erst eingeheizt, er brauche noch gut eine stunde.
und sie hat zum teil schon recht, kalter leberkaese ist eine unvergleichlich geringere kulinarische verlockung, hier entfalten sich geruch und konsistenz ganz und gar unzureichend. genauso wie aufgewaermter leberkaese im privathaushalt nix zus suchen hat, wie ich finde. leberkaese darf, ruhig auch vom pferd, in verschiedensten geschmacksrichtungen, mit oder ohne kaese im kaese, mit oder ohne pikanten gewuerzeinsprengselungen naemlich vor allem eines sein: frisch aus dem gastro-braeter, frisch ab- und aufgeschnitten, und dampfend.
solcherart zu speichelfluessen angeregt, den grollenden magen besaenftigen wollend zieht man unbefriedigt von dannen, herbst- oder fruehlingswinde duerfen ruhig lau sein, leberkaese hingegen nicht, und zwar gar.
das nichterreichen des leberkaesesemmelzieles kann dann in folge zu gefaehrlichen ersatzhandlungen und -konsumationen fuehren, also gut, nicht gerade zu beschaffungskriminalitaet, aber trotzdem, meine damen und herren, ich sagen Ihnen, kein schoener anblick. und das nichtleberkaesehaben schaerft auch den blick fuer alles leberkaesige im umfeld, und leberkaese- und leberkaesenahe produkte draengen sich, im sinne der selektiven wahrnehmung ploetzlich gehaeuft ins wahrnehmungsfeld.
so bietet zb ein namhafter lebensmitteldiskonter mit volkscomputerverkaufsabsichten eine art abgepacktes stueck roh-leberkaese-gemisch an, welches im backofen innerhalb von 50 minuten zu einem frischen 500g ziegel leberkaese braet. die lust, dieses selfmade-dings auszuprobieren wurde juengst nur durch die angst eingeschraenkt, mangels eventuell drohendem authentischen wohlgeschmackes dann auf etwa 480g restleberkaese sitzenzubleiben.
herr Siegfried zb meint auf meine begeisterten erzaehlungen hin, dass es in westlicheren bundeslaendern im gegensatz zu hier ueblich, und sogar an der tagesordnung sei, im eigenen haushalte selbst zu fleischteilen und kuechengeraet zu greifen, um leberkaese nach art des hauses und tradiertem rezept selbst herzustellen.
in unglaeubiger begeisterung, und gehoeriger tatabsicht verarrend lese ich dann auf wikipedia nach, um mich leberkaesig zu bilden, und stosse auf den verwirrenden satz:
“Für groben Leberkäse wird dem Brät noch zerkleinertes, aber nicht gewolftes Fleisch hinzugegeben.”
‘grob’ gefaellt mir, aber der rest gibt dann doch zu denken … was wohl “gewolftes Fleisch” sein mag? etwas aehnliches wie gehundetes? oder geschafpelztes?